Die Türkei nach den Wahlen
Die Türkei nach den Wahlen
Gudrun Harrer im Gespräch mit Cengiz Günay
Der türkische Präsident seit 2014, Recep Tayyip Erdoğan, hat trotz des verheerenden Erdbebens Anfang Februar am Termin 14. Mai für Parlaments- und Präsidentenwahlen festgehalten. Die enormen Gebäudeschäden – trotz jahrelang eingehobener Erdbebensteuer für sicheres Wohnen – und die anfangs chaotischen Hilfeleistung für die Opfer haben schwere Versäumnisse des Staates offengelegt. Millionen von Wahlberechtigten leben in Zeltstädten, behelfsmäßigen Behausungen oder sind bei Freunden oder Verwandten untergekommen, oft auch in anderen Landesteilen. Der Ärger über das Staatsversagen schien vor den Wahlen Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu von der kemalistisch-sozialdemokratischen CHP zu begünstigen, der auch mit kurdischen Stimmen rechnen konnte. Das Wahlergebnis wird weit über die Türkei hinaus von Bedeutung sein, für die oft schwierigen Beziehungen zwischen Ankara und der EU oder für die türkische Rolle in der Nato.
Cengiz Günay ist Direktor des Österreichischen Instituts für internationale Politik (oiip) und Lektor am Institut für Politikwissenschaft, dem Institut für internationale Entwicklung sowie dem Institut für Orientalistik an der Universität Wien. Er ist der Autor der Monographien; “Die Geschichte der Türkei. Von den Anfängen der Moderne bis heute”, erschienen bei Böhlau UTB, sowie von “From Islamists to Muslim Democrats?” erschienen bei VDB. Sein regionaler Schwerpunkt liegt auf der Türkei sowie der MENA Region.
Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin, Der Standard; Lektorin für Moderne Geschichte und Politik des Nahen und Mittleren Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien (aufgezeichnet am 23.5.2023 im Bruno Kreisky Forum) In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip)